In meinen Jahren als Webentwickler habe ich eine Reihe an Abteilungsleitern kennengelernt. Meistens waren es Diplom Informatiker. Wie ich in dem Artikel Nicht Programmierer als Manager aus der Artikelreihe Produktivitätskiller für Programmierer bereits erwähnte, finde ich die Besetzung nicht so gut. Leider kann man die Frage welcher Manager besser ist nicht an der Ausbildung ausmachen. Ich habe sehr gute Programmierer-Manager kennengelernt und auch sehr schlechte. Das gilt auch bei den Nicht-Programmierer-Managern. Ich frage mich aber gelegentlich schon was jemand, der nach eigenen Angaben seit der Uni nicht mehr programmiert hat, mit seiner fachlichen Qualifikation zu komplexen Webapplikationen beitragen kann. Die verschiedenen Technologien, die es auf einer Webseite gibt, wie z.B. PHP, HTML, CSS und Javascript, sind die eine Seite einer Webseite. Hinzu kommt natürlich der Administrator Teil der Webserver. Hier gibt es ebenfalls Hard- und Softwarekomponenten. Dann gibt es natürlich den Entwicklungsablauf im Team von der lokalen VM über IDEs mit dem GitFlow. Dann noch das Deployment. Alle diese Bereiche erfordern Spezialwissen. Hier kann man nicht allwissend sein. Nur als gutes Team kann man hier erfolgreich funktionieren. Das ist die Aufgabe eines Managers. Eine Abteilung oder ein Team zu führen und den Blick für das Gesamtprojekt zu haben. Welche Ressourcen werden gebraucht? Wo können Engpässe entstehen? Was ist nötig, damit die Software eine hohe Qualität bekommt und nachhaltig agil entwickelt werden kann? Es geht also bei einem Manager nicht mehr um Quellcode, sondern um das Management. Einem Entwickler, der sich immer nur in seiner Entwicklerwelt bewegt, fehlen diese wichtigen Management Qualifikationen. Das er in der Uni mal ein Delphi-Programm geschrieben hat bringt nichts für die Aufgaben. Ich glaube auch nicht, daß dieses Wissen bei der Beurteilung heutiger Webprogrammierung hilft.
Fazit zu Programmierer Managern
Der Blickwinkel eines Programmierers ist nicht immer hilfreich. Er ist sehr eingeschränkt und erweitert sich meistens nicht. Das hat etwas von einem Tunnelblick. Daraus entstehen u.a. auch die häufigen Fehleinschätzungen beim Aufwand. Deshalb werden Stunden, die Entwickler einschätzen, noch mit dem Faktor 2,5 bis 3 multipliziert. Hat man jetzt einen Programmierer als Manager, der sich selber mal kurz in das Projekt reindenkt, entstehen hier fehlerhafte Kalkulationen. Und das ist eine direkte Gefahr für das Unternehmen. Die Abteilung schreibt dann rote Zahlen. Frust macht sich breit. Daraus entstehen echte Krisen. Management Fähigkeiten haben nicht direkt etwas mit der fachlichen Qualifikation zu tun. Das wird bei Programmierer-Managern leider häufig völlig überbewertet. Ich würde nicht soweit gehen und sagen, daß Programmierer-Manager immer schlecht sind. Das habe ich auch anders erlebt. Das hängt aber mit der Persönlichkeit selber zusammen und ob der Blick über den Tellerrand vorhanden ist. In Unternehmen konnte ich häufig beobachten, daß Programmierer-Manager große Management Defizite aufweisen. Das Team einer Entwicklungsabteilung muß motiviert sein und gut funktionieren. Diese Aufgabe ist sehr schwer und hat absolute Priorität. Natürlich muß eine solche Abteilung auch wirtschaftlich sein. Beides hat nichts mit programmieren zu tun.
1 Kommentar
Hallo Roland,
vielen Dank für den schönen Artikel. Ich kann verstehen was du meinst, jedoch habe ich bis jetzt nur gute Programmierer PMs gesehen. Grade das Unwissen von Technik hat des öfteren das Budget gesprengt und bei uns zu Krisen geführt. Meistens konnte der PM mit Programmiererfahrung die Vorgaben des Kunden halten. Das liegt auch viel an der Kommunikation zwischen PM und dem technischem Team.
Es stimmt das nicht jeder Programmierer zum Manager taugt, aber genauso taugen einige echte Manager nicht als Manager. Ich als Entwickler habe öfter Kontakt mit Kunden und bin bei Meetings verträten, ich mache Zeiteinschätzungen und verteile Aufgaben an andere Mitarbeitern. Somit bin ich und meine Kollegen Managern im Kleinem und der Schritt zum Vollwertigen Manager ist nicht so groß.
Wenn hier ein fließender Übergang vom Programmieren zum Managen entsteht, kann ein PM in die Aufgabe reinwachsen.